Zehn Jahre Arbeitsgemeinschaft Genealogie in Magdeburg

Artikel aus der „Familienforschung Heute“, Heft 1, Magdeburg 1979
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von Dr. habil. E.-W. Paasch, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft


Am 18.1.1969 wurde die Arbeitsgemeinschaft Genealogie bei der Stadtleitung Magdeburg des Kulturbunds der DDR gegründet. Nach 10-jähriger Tätigkeit hat sich ein fester Kreis von Mitarbeitern gebildet, der ständig erweitert wird. Die Mitarbeiter kommen aus den verschiedensten Berufen, ein Teil wohnt in Nachbarstädten. Die Genealogie befaßt sich mit den auf Abstammung und verwandtschaftlichen Beziehungen beruhenden Zusammenhängen zwischen den Menschen. Sie ist eine historische Hilfewissenschaft, die vor allem für soziologische, kulturgeschichtliche, juristische, namenkundliche, demographische und humangenetische Forschungen genutzt wird. Unter den Bedingungen des Sozialismus hat sie sich von dem Missbrauch während der Zeit des Faschismus distanziert und liefert jetzt Beiträge, die das sozialistische Geschichtsbewusstsein fördern.

Wohl jeder unserer Mitarbeiter begann mit Untersuchungen über seine Vorfahren, weil man schließlich wissen will, woher man stammt, wer und was seine Vorfahren waren und wie sie lebten. Um diese persönlichen Bemühungen zu unterstützen, wurden und werden in der Arbeitsgemeinschaft Erfahrungen ausgetauscht, insbesondere über methodische Fragen zum Aufbau der Ahnenliste und über die Möglichkeiten, die erforderlichen Unterlagen zu beschaffen.

Der Wunsch nach Wissensaneignung zu den verschiedensten Gebieten führt zum Streben nach verallgemeinernder Kenntnis und ließ in der Arbeitsgemeinschaft schnell den Willen aufkommen, an der Gesellschaft nützenden Themen zu arbeiten. Daher haben wir uns zunehmend Fragen zugewandt, die die Personen- und Familiengeschichte in die gesellschaftliche Entwicklung hineinstellen, um deren Gesetzmäßigkeiten besser erkennen und begründen zu können. Das breite Spektrum der Interessengebiete und konkreten Zielstellungen wird in Jahresarbeitsplänen niedergelegt. Über die Ergebnisse der meist mehrjährigen Forschungsarbeiten wird in den monatlichen Zusammenkünften berichtet. So wurden in den 10 Jahren 58 Vorträge gehalten, davon 48 von Mitarbeitern.

Aus der Vielfalt der Themen seien Schwerpunkte genannt:

Die Themen zur Geschichte reichten von Hexenprozessen und Lehnswesen über frühbürgerliche revolutionäre Bewegungen bis zur Geschichte Magdeburger Stadtteile. Auch Otto von Guericke galten besondere Arbeiten. Interesse fanden Darlegungen über Magdeburger Persönlichkeiten, nach denen Straßen benannt wurden, wobei der Antifaschisten besonders gedacht wurde. Die Entwicklung verschiedener Berufe konnte beleuchtet werden, ebenso wie Siedlungs- und Bevölkerungspolitik.

Mediziner berichteten über Zusammenhänge zwischen Humangenetik und Genealogie am Beispiel der Vererbung von Krankheiten und Anomalien. Schließlich befassten sich Mitarbeiter auch mit der Entstehung von Orts- und Personennamen. Diese Vielfalt wird in den folgenden Beiträgen deutlich, die hier nur als Kurzfassung der Vorträge wiedergegeben werden können. Zunehmend werden Arbeiten von mehreren Mitarbeitern gemeinsam in Angriff genommen. Das hat sich besonders beim systematischen Sammeln von Quellen und beim Aufbau von Namen- und Literaturkarteien bewährt. Diese Materialien werden ständig erweitert und können von den Mitarbeitern genutzt werden, wodurch ihnen Zeit und Mühe gespart werden. Auch Anfragen von außerhalb werden beantwortet. Diesem Zweck dient auch die kleine Bibliothek der AG. In diesem Zusammenhang sei auch unser Anliegen betont, genealogische Nachlässe zu übernehmen, um dadurch die Ergebnisse jahrelanger fleißiger Arbeit zu ‚Wahren, weiterführen und zugänglich machen zu können.

Die Arbeitsgemeinschaft Genealogie hat in der Stadtorganisation Magdeburg des Kulturbunds der DDR ihre sichere Heimstatt gefunden. Entsprechend den Grundaufgaben des Kulturbunds ordnen wir uns bewußt in sein kulturpolitisches Wirken ein. Daraus erkennen wir auch weitere Forderungen an unsere Arbeit. Für die Förderung unserer Tätigkeit sind wir unserer Stadtleitung dankbar. Dieses kommt auch in der vorliegenden Broschüre zum Ausdruck, mit der wir gern die Möglichkeit nutzen, unsere Ergebnisse vorzustellen in der Hoffnung, weitere Interessenten für unsere Arbeit zu gewinnen und um andere Genealogen über unsere Tätigkeit zu informieren.