Nachruf Karin Jacob †

Am 1. Dezember 2018 verstarb in Berlin nach langer schwerer Krankheit im Alter von 65 Jahren Karin Jacob, geborene Schelze, seit 1998 Mitglied der AMF und seit 2000 Mitglied der AGGM.

Karin Jacob, 19. Dezember 2010
Karin Jacob, 19. Dezember 2010

Sie wurde geboren am 14. September 1953 in Halberstadt als Tochter von Dieter Schelze (* 1930 in Halberstadt, + 1998 in Löningen/Landkreis Cloppenburg), Versandleiter in einem Metallbaubetrieb und SPD-Ratsmitglied im Kommunal-Parlament von Löningen, und Ingeborg Wirsig (*1931 in Gablonz-Neudorf, + 2017 in Cloppenburg). Sie erwarb 1973 das Abitur am Wirtschaftsgymnasium in Cloppenburg und absolvierte von 1973 bis 1975 in Bremen eine Ausbildung zur Groß- und Außenhandelskauffrau im Bereich Export mit anschließender Beschäftigung bis 1977. Ab 1979 war sie als kaufmännische Angestellte hauptsächlich im Bereich Buchhaltung/Finanzen in Berlin beschäftigt.

Ihren Einstieg in die Genealogie hat sie selbst 1998 in der Vorstellung in der Mailingliste sehr schön beschrieben:

„Der Ahnenforschung bin ich vor ca. vier Jahren verfallen, rein zufällig da rein geraten. Mein Bruder hatte nach Maueröffnung die D-Info-CD (deutsches Telefonbuch) nach unserem Familiennamen (Schelze) befragt, heraus kamen nur 17 Namen, die uns nichts sagten. Die habe ich alle angeschrieben, viele haben geantwortet. So fand ich einen damals 85-jährigen Cousin meines schon längst verstorbenen Großvaters. Er und seine Frau konnten mir viel erzählen. Ein anderer rief mich an, Enkelsohn eines anderen Cousins meines Opas, der hatte einen „Arierpaß“ aus unseligen Zeiten geerbt. Dadurch kam ich auf einen Schlag zurück bis ca. 1850. Ich kaufte mir ein Ahnenverwaltungsprogramm, in dem fand ich einen Hinweis auf die Mormonen. Also ging ich dorthin und dachte, ich bestelle mir einen Film und habe so in etwa an einem Nachmittag alle Ahnen beisammen. Das war natürlich Blödsinn, wie wohl jeder bestätigen kann.“

Bei einem solchen Besuch in der genealogischen Forschungsstelle der Mormonen lernten wir uns kennen, stellten irgendwann gemeinsame Vorfahren (Bollmann in Benzingerode) fest und waren seitdem in ständigem Kontakt und Austausch.

Ihr besonderer Forschungsschwerpunkt waren die väterlichen Vorfahren, die aus dem Harzraum und der Magdeburger Börde kamen, so war sie natürlich auch Mitglied des AK Harz bei der AMF und seit 2000 auch der AG Genealogie Magdeburg. Und ebenso galt ihr besonderes Interesse der Linie Schelze, dessen Stammvater Johann Schelze leider nur als Einwohner „bey Radeberg“ bei der Heirat des Sohnes 1740 in Dresden genannt wurde und dessen Enkel nach Halberstadt zog und die Verbindung in den Harz herstellte. So war es ihr nicht mehr vergönnt, dessen Herkunft zu klären und auch nicht, die begonnene Arbeit an einem Ortsfamilienbuch ihres „Lieblingsorts“ Langenstein weiterzuführen. Beteiligt war sie auch am Zustandekommen der Nr. 122 der Schriftenreihe der AMF „Familiengeschichtliche Urkunden aus der Gemeinde Langenstein bei Halberstadt“.

Vom unerfahrenen Einsteiger entwickelte sich Karin Jacob zur begeisterten und versierten Forscherin und Sammlerin von Quellen, mit unzähligen Kontakten zu anderen Forschern in aller Welt. Sie bereiste Orte ihrer Vorfahren und nahm an zahlreichen Treffen der genealogischen Vereine statt und kam immer begeistert über neue Funde zurück. Wohl genauso viel Zeit wie für die eigenen Vorfahren wandte sie für Hilfestellungen für viele andere Forscher auf. Erstaunt hat uns immer wieder, dass sie selbst nach vielen Jahren einmal gestellte Fragen immer noch im Hinterkopf hatte und dann völlig unerwartet von ihr aufgefundene Hinweise kamen. Und bewundernswert bleibt, wie sie dieses zeitaufwendige Hobby und die Familie vereinbaren konnte, was zweifellos großes Verständnis durch diese erforderte.

Nachdem vor mehreren Jahren eine Krebserkrankung erfolgreich therapiert wurde, brach die Krankheit leider wieder aus. Im Mai 2018 begann eine erneute Chemotherapie mit mehreren Krankenhausaufenthalten und unglücklicherweise kam im Oktober noch ein Oberschenkelhalsbruch mit einer anschließenden Operation und künstlichem Gelenk dazu. Seit Ende September konnte sie nicht mehr sprechen und dennoch ließ sie sich nicht entmutigen, kämpfte zuversichtlich weiter und tauschte per Mail noch genealogische Daten und Materialien bis zur Ankündigung eines bevorstehenden, des letzten, Krankenhausaufenthaltes Ende November 2018.

Sie wurde auf dem Friedrichswerderschen Friedhof an der Bergmannstraße in Berlin-Kreuzberg beigesetzt und hinterlässt den Ehemann Volker Jacob, drei Kinder und drei Enkel – traurigerweise hat sie die Geburt der jüngsten Enkelin im Januar 2019 nicht mehr erleben dürfen.

Wir werden sie als stets hilfsbereite, unermüdliche Genealogin in dankbarer Erinnerung behalten.

Alexander Niemann